Miezi
Ein Herz auf vier Pfoten
Im frühen Sommer 2022 kreuzte eine sehr zierliche Katze unseren Weg. Miezi, eine zarte Streunerkatze mit wachsamen Augen, fand ihren Weg zu uns, getrieben von Hunger und der Suche nach einem sicheren Ort.
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Sie war eine stille Erscheinung, die sich vorsichtig an unseren Misthaufen heranschlich, in der Hoffnung, dort etwas Essbares zu finden. Ihr Körper sprach Bände über die Entbehrungen, die sie erlebt hatte – sie war erschreckend dünn und ängstlich.
In ihrer Not gaben wir ihr die letzte Dose Katzenfutter unseres geliebten Katers Puschi, der einige Monate zuvor über die Regenbogenbrücke gegangen war. Innerhalb von wenigen Jahren hatten wir unsere drei geliebten Katzen verloren, die in hohem Alter von uns gegangen waren.
Miezi fraß mit einer Gier, die uns tief berührte. Tag für Tag kehrte sie zurück, immer auf der Suche nach Nahrung und doch so scheu, dass sie unsere Nähe mied und es ablehnte, das Innere unseres Hauses zu betreten oder sich berühren zu lassen.
Doch Miezi blieb in unserer Nähe. Sie folgte uns im Freien auf Schritt und Tritt, hielt aber stets einen respektvollen Abstand. Es schien fast so, als würde sie uns auswählen – nicht als ihre Retter, sondern als ihre Begleiter auf einem Weg des gegenseitigen Vertrauens. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht unser Plan gewesen, Besitzer einer neuen Katze zu werden. Jedoch brachten wir es nicht übers Herz, die zierliche, kleine Streunerin sich selbst zu überlassen.
Als der Frühling 2023 kam, überraschte uns Miezi mit ihrer Trächtigkeit. Das war so nicht geplant, wir wussten bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, dass Miezi ein Weibchen war, geschweige denn, ob sie in ihrem Leben schon einmal einen Tierarzt gesehen hatte. Einige Wochen später brachte sie vier Kitten zur Welt. Diese kleinen Wunder des Lebens wurden unter freiem Himmel geboren. Wochenlang beobachteten und verfolgten wir Miezi heimlich, um herauszubekommen, wo sie die Kleinen versteckt hielt. Wir fanden sie unter einem Holzstapel, bei einer völlig verängstigten Mutter, die davon ausging, dass wir ihr die Kleinen wegnehmen würden, was wir natürlich nicht taten. Wir zogen sie zusammen mit Miezi groß. Mit viel Liebe und Geduld gelang es uns, ihre Herzen zu gewinnen. Tag für Tag verbrachten wir dort, um mit ihnen zu spielen und sie mit Futter aus ihrem Versteck zu locken.
Diese Veränderung wirkte sich auch auf Miezi aus. Die gemeinsame Sorge um ihre Kleinen schuf eine Brücke zwischen uns. Nachdem die Kleinen immer zutraulicher wurden und langsam begannen die Welt da draußen und unser Haus zu erkunden, tat Miezi es ihnen gleich. Es gelang uns sogar sie allmählich zu streicheln. Jede Berührung war ein Sieg der Geduld über die Furcht – ein Zeichen dafür, dass Vertrauen über die Zeit wachsen kann.
Heute ist Miezi mehr als nur eine Streunerkatze; sie ist ein Teil unserer Familie geworden. Ihre Geschichte ist eine Erinnerung daran, dass jedes Lebewesen Liebe verdient und dass manchmal die größten Geschenke von den leisesten Seelen kommen.