Dienstag, 02. April 2024
Die Begegnung mit dem Turmfalken – stille Rettung am Straßenrand
Nach einem langen Arbeitstag war ich auf dem Heimweg. Die Gedanken kreisten noch um die Ereignisse des Tages, um To-dos, Pläne und kleine Erschöpfungen. Die Bundesstraße war ruhig, nur vereinzelt begegneten mir andere Fahrzeuge.
Plötzlich saß mitten auf meiner Fahrbahn ein Vogel. Ich bremste vorsichtig ab und fuhr langsam näher heran. Es war ein Turmfalke – mitten auf dem Asphalt, regungslos. Seine Augen wirkten benommen, sein Körper still. Er schien orientierungslos.
Ich fuhr langsam an ihm vorbei, aber irgendetwas hielt mich davon ab, einfach weiterzufahren. Ich blickte in den Rückspiegel – er saß immer noch da, bewegungslos.
Ohne zu zögern wendete ich, fuhr zurück und hielt am Straßenrand. Ich griff nach meiner Sporttasche auf dem Beifahrersitz, schüttete den Inhalt hastig aus und zog meine Jacke hervor. Mit jedem Schritt, den ich auf den Vogel zuging, wuchs in mir eine Mischung aus Sorge, Verantwortung und Entschlossenheit.
Ich legte die Jacke behutsam über ihn. Er zuckte nicht einmal. Ganz vorsichtig hob ich ihn hoch und bettete ihn in die Sporttasche – mit einem kleinen Spalt, damit er Luft bekam. Die ganze Heimfahrt über blieb er still.
Zuhause trug ich die Tasche vorsichtig auf die Terrasse. Nach einer Weile begann er sich zu regen. Ich öffnete langsam den Reißverschluss – und beobachtete gespannt, was passieren würde.
Der Turmfalke blinzelte ins Licht, verharrte einen Moment – dann erhob er sich in die Luft. Leicht, lautlos, wie neu geboren. Er flog auf den Kirschbaum in meinem Garten und setzte sich. Dort blieb er eine ganze Weile. Er sah mich an – und es war, als würde er Danke sagen.
In diesem Moment wusste ich: Ich hatte das Richtige getan. Einem Lebewesen in Not geholfen. Und dieses Gefühl trug ich noch lange in mir.
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